Etwas über ein Jahr ist er nun alt, mein Service für Romanübersetzungen ins Englische. Und der entpuppte sich als eine richtig gute Idee! 14 Bücher haben wir in der Zeit zur Übersetzung erhalten, ein Teil davon ist noch in Arbeit. Und erfreulicherweise laufen fast alle Projekte absolut nach Plan und vollkommen stressfrei.
Stressfaktoren gibt es am Anfang eines solchen Projekts immer, angefangen bei der Suche nach Übersetzer*innen. Bewerbungen gab es reichlich, doch nur wenige Kolleg*innen erfüllten meine Anforderungen. Und auch nachdem es die eine oder andere Übersetzer*in in mein Team geschafft hatte, musste ich mich von ein paar wenigen wieder trennen, immer wegen unprofessionellen Verhaltens, meist wegen der Unfähigkeit, einfachen Anweisungen zu folgen und für dadurch entstandene Fehler die Verantwortung zu übernehmen.
Wirklich ins Klo gegriffen – bitte entschuldigen Sie den Ausdruck – habe ich nur einmal bei Andrea Carpenter aus Pleasant Hill, North Carolina, USA. Andrea habe ich Anfang März mit der Übersetzung eines Buchs beauftragt – das erste Viertel lag mir bereits übersetzt vor (die ursprüngliche Übersetzerin musste das Projekt leider und aus guten Gründen abbrechen), der Rest musste noch gemacht werden. Sie nahm den Auftrag begeistert an und ich überwies ihr, wie immer, die Hälfte des vereinbarten Gesamtbetrags: 2.500 Euro. Mitte Juni war ihre Deadline, und wie alle Übersetzer sollte sie mir jeden Freitag den bis dahin übersetzten Text zusenden.
Am ersten Freitag kam eine E-Mail, ihr Computer habe das Zeitliche gesegnet und der bisher übersetzte Text sei weg, aber das Gerät sei bereits in Reparatur und am Montag fertig. Blöd, wenn man keine Back-ups macht, aber schön, dass sie meine Kontaktdaten und den Ausgangstext noch hatte. Na gut, dachte ich, vielleicht hatte sie meine E-Mail-Adresse im Handy und meine Mail mit dem Ausgangstext auf dem Server, insofern habe ich nichts gesagt.
Am zweiten Freitag kam eine E-Mail, ihr Computer sei nun repariert und sie arbeitete ganz fleißig an der Übersetzung.
Am dritten Freitag kam auf meine Nachfrage hin eine E-Mail, ihr Cousin sei ermordet worden und sie sei total fertig und habe noch nicht arbeiten können. Ich habe Andrea angeboten, das halbe Pensum einer anderen Kollegin zu geben, damit sie mehr Luft hat (so hätte sie die Anzahlung behalten können), doch das lehnte sie ab.
Auf meine dringende Bitte in der drauffolgenden Woche, mir zu schicken, was sie bereits übersetzt hat, kamen am nächsten Tag – tadaa! – 1.100 Wörter. Und zwar 1.100 Wörter mitten aus dem ersten Viertel des Buchs, also ein Textteil, der mir bereits übersetzt vorlag. Inzwischen waren somit vier Wochen vergangen, und das Buch war nicht ein Stück gewachsen. Und mein Vertrauen war weg. Nach vier Wochen Zeitverlust war die Deadline nicht mehr zu halten – schon gar nicht in Andreas Tempo. Also habe ich ihr den Auftrag entzogen und an eine sehr zuverlässige Kollegin aus meinem Team weitergegeben.
Und seitdem stellt Andrea sich tot. Zwei Aufforderungen, mir die Anzahlung zurückzuüberweisen, wurden ignoriert. Und in mir erhärtet sich der Verdacht, dass ich schlicht einer Betrügerin aufgesessen bin, die nur Geld kassiert und sich dann aus dem Staub macht.
Aber das ist das Gute an meinem Übersetzungsservice: Die Autor*innen bekommen von solchen Schwierigkeiten nichts mit. Den stressigen Part übernehme ja ich! Die Autor*innen können sich entspannt zurücklehnen und erhalten pünktlich zur vereinbarten Deadline ihr Buch auf Englisch. Auch dieses Buch wird pünktlich fertig und die Übersetzung total super werden.
Für die Übersetzer*innen, die nach einem Jahr noch im Team sind, würde ich meine Hand ins Feuer legen. Es ist eine Freude, mit jeder*m einzelnen zusammenzuarbeiten. Alle sind so zuverlässig und engagiert und freundlich und professionell, dass ich ins Schwärmen geraten könnte. Selbiges gilt für meine Lektorinnen und meine Korrekturleserin, auf die ich mich immer verlassen kann und die auch ganz angetan von den guten Übersetzungen sind. Trotz dieses einen menschlich enttäuschenden Erlebnisses mit Andrea Carpenter bin ich somit sehr glücklich über den Service für Buchübersetzungen ins Englische, mit dem ich hoffentlich auch alle Beteiligten glücklich mache.
Da dieser Buchübersetzungsservice ins Englische so gut läuft, habe ich inzwischen auch ein Team für Romanübersetzungen aus dem Englischen ins Deutsche zusammengestellt. Die Website dazu finden Sie hier: Your book in German.
Zum Weiterlesen: Eine interessante Fallstudie „Mit Übersetzungen auf den englischsprachigen“ Markt finden Sie in der Selfpublisherbibel.
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