Ende Juli 2022 habe ich ein Blogpost über meinen Selbstversuch einer Buchübersetzung mit DeepL veröffentlicht, der immer noch Wellen schlägt. So bin ich im August darauf von einem großen deutschen Nachrichtenmagazin zum Thema interviewt worden, und der Artikel sollte eigentlich am Weltübersetzertag am 30.09.2022 erscheinen. Leider wurde er dann doch noch gekickt, weil im Heft kein Platz mehr war. Und online wohl auch nicht. Wer kennt es nicht; manchmal ist das Internet einfach voll. Dennoch war das eine tolle Erfahrung!
Aus den Niederlanden erreichte mich eine E-Mail eines Dozenten mit der Bitte, den Beitrag für seinen Unterricht verwenden zu dürfen. Im Juni diesen Jahres wurde er sogar für die „Med andra ord“ ins Schwedische übersetzt. Er fand Erwähnung bei Babelwerk und beim NDR und wird in mehreren Internetforen diskutiert.
Immer wieder kommen bei den Kommentaren die gleichen Einwände:
„Du“ oder „Sie“ kann man doch bei DeepL einstellen!
Ja, kann man, nutzt einem bei einem Roman, und nur um Romane geht es in meinem Beitrag, jedoch wenig. Manche Personen duzen sich nun mal und andere siezen sich. Manchmal siezen sie sich auch erst und duzen sich später. Und wer sich duzen und wer sich siezen soll, kann man bei DeepL nicht einstellen.
Den Stil kann man doch einstellen, formal oder nicht so formal!
Ja, kann man, nutzt einem bei einem Roman, und nur um Romane geht es in meinem Beitrag, jedoch wenig. Manche Personen pflegen in der gesprochenen Rede eine gehobenere Sprache als andere, und dieser Unterschied muss sich auch in der Übersetzung bemerkbar machen, da die Art zu Sprechen zum Charakter gehört.
Aber ich habe mein Sachbuch mit DeepL übersetzen lassen, und meine muttersprachliche Freundin fand die Übersetzung total super!
Das freut mich. Ich weiß nicht, ob ich es erwähnte, aber in meinem Blogposting geht es um Romanübersetzungen, nicht um Sachbücher. Wie im Posting ausgeführt, geht es bei Romanen weniger um die Vermittlung von Informationen und mehr um Gefühle. Sachbücher vermitteln nur Informationen. Informationen vermitteln kann DeepL. Emotionen kann DeepL nicht. Bei einem Sachbuch müssen in der Tat hauptsächlich Fachbegriffe korrigiert werden; je platter der Stil ist, desto authentischer ist auch die Computerübersetzung. Romane jedoch sind ein anderes Kaliber. Hier geht es um Stil, um Nuancen, die sich auch immer wieder ändern, je nachdem, ob die Erzählerstimme übersetzt wird oder die direkte Rede und wer gerade direkt redet.
Ich habe x Probeübersetzungen anfertigen lassen, und alle waren so schlecht, da nehme ich doch lieber DeepL, das ist billiger.
Das verstehe ich. Allerdings ist das die Wahl zwischen Pest und Cholera. Die bessere Wahl wäre ein guter Übersetzer. Und nicht vergessen, dass auch eine gute Übersetzung professionell lektoriert und Korrektur gelesen werden muss!
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Und somit bleibt es dabei: KI ist nützlich und macht das Leben einfacher. DeepL & Co sind für viele Textsorten nützlich. Aber Romane und Kunst im Allgemeinen gehört in die Hände von Profis, die bei der Erstellung des Kunstwerkes mitdenken können.
(Ja, Literaturübersetzungen fallen unter Kunst. Deshalb werden sie mit 7 % versteuert und nicht mit 19 % wie Dienstleistungen, und deshalb fallen sie unter das Urheberrecht.)
EP meint
Da haben Sie völlig recht. Bei Romanen geht es um Gefühle und individuelle Ausdrücksweisen. Wenn es nicht um die reine Vermittlung von Informationen geht, wird eine DeepL-Übersetzung nicht ausreichen.
Marion Albrecht meint
Also ich arbeite mit DeepL, aber ich setze nicht ganze Dateien rein, nur einzelne Wörter oder Sätze. DeepL ist durchaus nicht perfekt, wie schon EP meinte, Besonders im Bereich der Literatur gibt es da böse Fallen, auf die man achten muss, und auch bei anderen Texten ist mein Einsatz als Übersetzerin durchaus gefragt.