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miriam neidhardt
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23. Juni 2011 by Miriam Neidhardt 1 Kommentar

Ein Bestseller!

Im November 2010 war meine Freude groß – ich bekam den Auftrag zur Übersetzung meines ersten Romans! Davon hatte ich schon als 8-jährige geträumt: Romane übersetzen. Meine Diplomarbeit war eine Übersetzungskritik der deutschen Übersetzung des satirischen Romans „Nice Work“ von David Lodge und nun durfte ich endlich selber ran! „Stalking Richard and Judy“ heißt das Werk von Valentine Honeyman im Original – im Deutschen „Bestseller“.

Vieles an der Übersetzung eines Romans ist natürlich einfacher als bei einem Fachtext; man muss weniger recherchieren, kann kreativer arbeiten, in den Text eintauchen und die Worte fließen nur so aus den Fingern. Aber dieses Werk bot auch seine ganz eigenen Herausforderungen:

Die Wortspiele. Zweimal haben mein Lektor Volker Surmann und ich uns zum gemeinsamen Brainstorming getroffen. Denn wie übersetzt man „I had a thousand questions, but by the time she’d told me the basics and smoked her huge joint, she was more horribly stoned than a Saudi adulteress“? Die Doppelbedeutung von „stoned“, nämlich für drogenbeduselt und gesteinigt, lässt sich nun mal so nicht übertragen. Oder „Yes, I know she’s got more issues than the Daily Mail; but I don’t try to make sense of that, either“? Und kann man „That woman could gas for Hitler“ auf der ersten Seite stehen lassen oder sollte man lieber eine Übersetzung ohne diesen Namen nehmen?

Das nächste Problem war Paul, ein Bauarbeiter, nicht der hellste Kopf auf Gottes Erde, der Cockney redet. Machen wir es wie bei „My Fair Lady“ und lassen ihn berlinern? Oder ist das albern? Aber geht nicht ein Teil seines Charakters verloren, wenn er Hochdeutsch spricht?

Bei ein paar Punkten musste ich die Hilfe eines Muttersprachlers in Anspruch nehmen. Oder hätten Sie gewusst, dass ein „Rio“ 1.000 GBP sind? In der Disco verabschiedet sich Robyn von Jeremy, die beide Ecstasy eingeworfen haben, mit den Worten: „Don’t do a Leah!“. Hätten Sie’s verstanden? Ich versuchte verzweifelt, eine Verbindung zu Shakespeare herzustellen, es hätte ja auch ein Tippfehler sein können, immerhin ist an zwei Stellen auch von Anne Summers die Rede, obwohl ganz offensichtlich Ann Summers gemeint ist. Doch mein britischer Kollege konnte mich aufklären: Leah Sarah Betts war ein Mädchen aus Essex, das kurz nach ihrem 18. Geburtstag Ecstasy nahm und daraufhin starb. Ihr Foto, wie sie mit Schläuchen in Mund und Nase im Koma lag, diente als Abschreckung gegen den Konsum von Drogen. Später stellte sich heraus, dass sie nicht an den Pillen gestorben war, sondern an den 7 Liter Wasser, die sie daraufhin innerhalb von 90 Minuten getrunken hatte; und genau darauf bezieht sich Robyn, als sie Jeremy das „Don’t do a Leah“ zuruft. Er soll nicht zu viel Wasser trinken, nachdem er die Pille genommen hat, um nicht dabei draufzugehen. Das alles weiß und versteht der deutsche Leser jedoch nicht. Was nun? Viel gelernt habe ich auch über die Lunch box von Linford Christie. Googlen Sie’s! Interessante Lektüre.

Immer wieder neu entscheiden mussten wir uns auch bei Währungen und Einheiten. Bis ich darauf kam, dass ein „Pound Shop“ ein Ein-Euro-Laden ist! Würde der deutsche Leser bei „Ein-Pfund-Laden“ nicht auch eher an das Gewicht denken? Aber was hätte ein Ein-Euro-Laden in London verloren? Sieht man im Fernsehen 10 Pfund dicker aus oder 5 Kilo? Fährt Dave 60 Meilen pro Stunde oder 100 km/h?

Filmtitel! Aus „Close Encounters“ konnten wir problemlos „Begegnungen“ machen, aber was ist mit folgender Stelle: „I pride myself on keeping a straight face when I’ve made a joke, but Lofty sounded like a scratchy old 78 recording of The Laughing Policeman.“ In den deutschen Kinos lief der Film unter dem klangvollen Titel „Massenmord in San Francisco“ – das passt hier nun so überhaupt nicht in den Zusammenhang! Fällt Ihnen spontan ein bekannter Filmtitel ein, in dem jemand lacht?

Die Namen! „Personally, I admire the Graham Nortons and Julian Clarys of this world.“ – „Ich persönlich bewundere die Graham Nortons und Julian Clarys dieser Welt.“ Aha. Öh, und wieso? Weil beide in England prominent sind und den Mut haben, offen schwul zu leben. Leider gibt es vermutlich den ein oder anderen deutschen Leser, dem diese zwei Herren kein Begriff sind und der insofern die Aussage nicht versteht. Vielleicht auch den ein oder anderen mehr. Hape Kerkeling draus machen? Aber woher sollte Jeremy Canty aus London Hape Kerkeling kennen? Vielleicht Ross Anthony? Kennt man den in England überhaupt? Einfacher war es da schon bei folgendem Satz: „I would have to be in a situation where I’d accidentally swallowed Jeremy Clarkson’s underwear before I deliberately made myself puke.“ Hier kann man vermutlich so ziemlich jede britische und in Deutschland bekannte Person mit mangelndem Sympathiefaktor nehmen. Oder fällt ihnen irgendjemand ein, dessen Unterwäsche Sie essen würden, ohne danach einen gewissen Würgreiz zu verspüren?

Wie wir diese Probleme gelöst haben? Lesen Sie das Buch! „Besteller“ von Valentine Honeyman, erhältlich u. a. bei Amazon. Eine Auflistung der Rezensionen finden Sie hier. Und ja, ich weiß, wer sich hinter dem Pseudonym verbirgt! Aber ich sag’s nicht 🙂

« Deutsche Rechtssprache Rezensionen „Bestseller“ »

Kategorie: Ganz besondere Projekte, Kunst des Übersetzens

Kommentare

  1. Julian Müller meint

    27. Juni 2011 um 7:21

    Oh ja, das sind sie, die Tücken eines vermeintlich einfachen Textes. Da gab es ja genug zu knobeln! Am meisten würde mich wohl die Cockney-Lösung interessieren … wat is jeworden aus Bauarbeiter Paul?

    Mit besten Grüßen

    Antworten

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