Wenn ich in meinem Umfeld erzählt habe, ich gehe zum FIT-Kongress, wunderte sich jeder sofort, seit wann ich denn so sportlich sei. Weit gefehlt: FIT steht für Fédération Internationale des Traducteurs und es handelt sich um den Internationalen Übersetzerverband. Alle drei Jahre findet irgendwo auf der Welt ein Kongress statt und dieses Jahr war praktischerweise Berlin an der Reihe.
Ich hatte eigentlich gar nicht vor, hinzugehen; hauptsächlich, weil mich kaum ein angebotener Vortrag reizte. Irgendwann habe ich mich dennoch spontan dafür entschieden, vor allem, um Kolleginnen und Kollegen zu treffen. Und so habe ich, ehrlich gesagt, vom Vortragsprogramm beim FIT-Kongress auch nicht viel mitbekommen, weil ich mich regelmäßig festgequatscht habe. Wenn ich mal unbedingt in einen Vortrag wollte, z. B. in den über die Übersetzung von medizinischen Fragebögen, war dieser überfüllt und ich kam nicht mehr hinein. Wenn ich in einem Vortrag saß, bot mir dieser wenig Neues – vielleicht war aber auch meine Auswahl schlecht. Highlight bei den Vorträgen war wie immer Chris Durban, die man gar nicht oft genug hören kann, und auch der Workshop zum Thema Marketing für Literaturübersetzer von Susanne Schmidt-Wussow hat mich angemessen über die verpassten medizinischen Fragebögen hinweggetröstet.
Was mir jedoch ganz, ganz furchtbar negativ aufstieß, war das Banner vor dem Henry-Ford-Bau:
Ein Übersetzer zeichnet sich nicht nur durch Fremdsprachen- und Fachkenntnisse aus, sondern vor allem durch weit überdurchschnittliche Kenntnisse der in diesem Fall deutschen Muttersprache. Selbst ein durchschnittlicher Muttersprachler sollte wissen, dass „willkommen“ ein Adjektiv ist (wie ist man? Willkommen). Und Adjektive werden fast immer kleingeschrieben; Ausnahmen bilden Eigennamen, „Herzlich willkommen“ ist jedoch keiner, und somit wird „willkommen“ selbstredend kleingeschrieben! Der Fehler wurde auch auf der Website und im Programm zum Kongress gemacht, also immerhin konsequent durchgeführt, doch speziell auf dem Banner ging das gar nicht. Welchen Eindruck sollen Passanten denn von einem Übersetzerverband haben, der noch nicht einmal die deutsche Rechtschreibung beherrscht? Das hat mich sehr geärgert und ich hoffe, beim nächsten Kongress wird ein Korrekturleser engagiert, der sich mit so etwas auskennt (ich würde mich da ja anbieten).
Das Schönste am Kongress war jedoch, die Leute persönlich kennenzulernen, die man sonst nur über Twitter und Facebook kennt. Das Fachsimpeln. Der Erfahrungsaustausch. Der Visitenkartentausch. Und natürlich habe ich auch meinen Bekanntheitsgrad durch das Buch unheimlich genossen. Die Tasche, die so viel Bewunderung fand, habe ich übrigens bei Printplanet machen lassen. Für den nächsten Kongress kümmere ich mich auch um ein aktuelles Motiv, dieses hier stammt noch von meiner alten Website.
Ich freu mich auf den nächsten Kongress!
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