Seit knapp zwei Wochen ist “Überleben als Übersetzer” nun erhältlich! Und kann wahlweise als Taschenbuch oder E-Book bei Amazon oder direkt über das Blog erworben werden. Nachdem bei der Umfrage zum Buchcover die Frage nach der Möglichkeit des Selbstverlegens gestellt wurde, möchte ich im Folgenden erzählen, wie das Buch zu Amazon kam.
Zwei Jahre lang habe ich an dem Buch geschrieben und mir ungefähr genauso lange überlegt, ob ich es einem Verlag anbieten oder selbst verlegen soll. Ein Verlag hat natürlich Vorteile: Ich müsste mich lediglich ums Schreiben kümmern, während der Verlag Lektorat, Korrektorat, Umschlaggestaltung und Marketing übernimmt. Schlussendlich habe ich es jedoch noch nicht einmal bei einem “richtigen” Verlag versucht, weil ich mir nicht reinreden lassen wollte – weder beim Lektorat, noch bei der Umschlaggestaltung, noch beim Marketing. Dieses Buch ist mein Baby und das wollte ich dann doch lieber alleine auf die Welt bringen. Es gibt ja bereits ein paar ähnliche englischsprachige Bücher, und wenn das System bei denen funktioniert hat, wieso dann nicht auch bei mir!
Die nächste Entscheidung war dann: Wo lasse ich das Werk drucken? Erst liebäugelte ich mit einem Verlag, der mein Buch auch auf die Buchmessen in Frankfurt und Leipzig, in die Deutsche Nationalbibliothek, in die Sächsische Landesbibliothek und in das Verzeichnis lieferbarer Bücher gebracht hätte – damit hätte es überall, online wie offline, bestellt werden können. Die 149 Euro netto für dieses Paket wären es mir absolut wert gewesen. Allerdings hätte ich nur rund 1,40 Euro pro Buch bekommen und hätte so nie und nimmer meine Ausgaben wieder reingekriegt. Darüber hinaus hätte ich mich für zwei Jahre binden müssen – und das wollte ich ja gerade nicht. Dann entdeckte ich Lulu.com – hier hätte man das Buch nur bei Lulu.com und Amazon bestellen können und ich hätte immerhin rund 2,40 pro Buch erhalten. Die Versandkosten sind für den Käufer bei Lulu zwar recht hoch und die Versandzeit sehr lang – aber wenn man über Amazon bestellt, erübrigen sich beide Probleme. Kurz bevor das Buch druckfertig war, erfuhr ich jedoch über Twitter von der neuen Möglichkeit, das Buch über CreateSpace, ein Unternehmen von Amazon, drucken zu lassen. Dann kann man es zwar nur über Amazon kaufen – dafür erhalte ich nun über 5 Euro pro verkauftes Buch für mich und damit eine reale Chance, meine Investitionen zu decken. Ich hätte es lieber mit der ersten genannten Methode im Verzeichnis lieferbarer Bücher gehabt – aber bei einem Unterschied von 3,60 pro verkauftes Buch habe ich darauf verzichtet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich so viele Bücher außerhalb von Amazon und dem Blog verkaufen würde, dass sich diese zusätzlichen Verkaufskanäle rentiert hätten.
Das Prozedere bei CreateSpace ist relativ einfach: Man registriert sich bei www.createspace.com, lädt die Buchdatei als PDF hoch, erstellt ein Cover oder lädt ein fertig erstelltes Cover hoch und gibt den Verkaufspreis sowie seine Kontodaten ein. CreateSpace bietet einen genialen Previewer, mit dem man virtuell im Buch blättern kann – 10 Mal musste ich die Datei sicherlich korrigieren und neu hochladen, weil mir dabei immer wieder Formatierungsfehler aufgefallen sind! Sobald man zufrieden ist, sendet man das Projekt ab und wartet auf Freigabe – diese erfolgte bei mir innerhalb von 24 Stunden. Nach Freigabe kann man wieder mithilfe des Previewers im Buch blättern, diesmal sogar mit Cover, oder aber sich ein Belegexemplar schicken lassen. Ist alles in Ordnung, klickt man auf “approve” und dann hilft nur noch warten, denn nun dauert es ein paar Tage, bis die Seite zum Buch bei Amazon fertig ist. Bei mir hat das rund eine Woche gedauert und schon konnte das Buch wie gewohnt versandkostenfrei bei Amazon bestellt werden. Autorenexemplare sind deutlich günstiger, müssen aber aus USA bestellt werden und die Versandkosten und -zeiten sind dementsprechend heftig.
Das Schwierigste an dem gesamten Projekt war es, die 200 Seiten Text fehlerfrei zu bekommen. Ich selbst habe alles mehrmals durchgelesen, anschließend ins bezahlte Lektorat gegeben, einige Punkte geändert, nochmal durchgelesen, einer Freundin zum Probelesen gegeben, wieder Fehler rausgeholt, alles nochmal am Bildschirm, als Ausdruck, auf dem Kindle, am iPad und dann noch das Belegexemplar gelesen – und jedes Mal Fehler gefunden, wenn auch jedes Mal weniger. Ebenfalls eine Herausforderung war die Formatierung – aber immerhin habe ich dabei eine ganze Menge neue Word-Funktionen gelernt! Und das Schöne am Print on Demand ist ja: Wenn man doch noch Fehler findet, korrigiert man die einfach und lädt die Datei neu hoch. Gut, das Buch ist dann für einen Tag nicht bestellbar – aber versuchen Sie das mal über einen klassischen Verlag, der eine komplette Auflage auf Vorrat druckt!
Seit der Veröffentlichung sterbe ich jeden Tag tausend Tode. Ein ganz erheblicher Nachteil des Selbstverlegens ist nämlich, dass man selbst für alles verantwortlich ist. Wenn jemand den Preis moniert oder das Cover oder den Titel oder doch noch Tipp- oder Formatierungsfehler findet, kann ich das auf keinen Verlag, auf keinen Lektor oder sonst jemanden schieben – absolut alles liegt in meinem eigenen Verantwortungsbereich. Das ist ziemlich zermürbend. Eine weitere Folge des Selbstverlegens ist, dass man auch die Werbung selbst machen muss – und damit natürlich Eigenwerbung betreibt und dieser Ausdruck ist bekanntlich negativ behaftet. Auch das ständige Gucken nach dem Amazon-Ranking oder den Verkaufszahlen bei CreateSpace macht einen auf die Dauer kirre. Nichtsdestotrotz bereue ich diese Entscheidung keine Sekunde! Ich halte es für ein tolles Buch mit vielen hilfreichen Tipps, das ich mir sofort kaufen würde, wenn ich’s nicht schon hätte.
Beim Klick auf das Cover in der Seitenleiste werden Sie übrigens direkt zu Amazon geleitet 🙂
Viel Spaß beim und danke fürs Lesen!
Selbstverlag Teil II: So war das mit der Geburt des E-Books
Dee meint
Hallo Miriam,
also gratuliere zum Baby! ;-))
Mal davon abgesehen, dass es wohl Jahre dauern wird, bis du deine Zeitinvestition irgendwie monetär wieder wettgemacht hast, würde mich interessieren, wie du den Preis für dein Buch bestimmt hast? Ich meine damit nicht, es sei zu viel oder zu wenig, nur wie du auf den genauen Betrag gekommen bist, denn, s.o., den Aufwand kann man ja nicht wirklich als Kalkulationsbasis verwenden. Auch verstehe ich nicht ganz, wo der Unterschied zwischen dem Preis und dem „Betrag für dich“ genau bleibt?
Freue mich auf deine Antwort u. weiterhin viel Erfolg damit!
Miriam Neidhardt meint
Wie ich auf den Preis gekommen bin:
Ich wollte unter 20 Euro bleiben, weil alles darüber schlicht zu teuer ist für ein Buch. Ich wollte es aber auch nicht zu billig anbieten, damit es nicht billig aufgefasst wird. Ursprünglich hatte ich an 16,80 Euro gedacht. Bei lulu.com gibt es einen Kalkulator, der besagt, dass ich dann 3,20 Euro für mich bekommen hätte. Da meine Marge bei CreateSpace höher ist, konnte ich den Buchpreis senken – tiefer als 14,80 Euro wollte ich auf gar keinen Fall, unabhängig von der Marge. Ich will mein Baby ja auch nicht verramschen!
Von den 14,80 Euro gehen 0,98 Euro Umsatzsteuer an Vater Staat, 3,25 USD kostet der Druck, 5,29 Euro bekomme ich und die restlichen 5,86 Euro streicht Amazon ein. Amazon ist bekannt dafür, die höchsten Prozentsätze pro verkauftes Buch abzugreifen – weil sie es können! Bücher, die nicht bei Amazon gelistet sind, dürften sich deutlich schlechter verkaufen.
So ist der Preis entstanden!
Gruß Miriam
Dee meint
Danke! So ähnlich hatte ich es mir gedacht, z.B. Steuern usw. wollte aber nur sicher gehen. Vor allem ist der Amazon-Teil doch wirklich gewaltig!
Grüssli
Dee
MearaF meint
Das Honorar in einem klassischen Verlag liegt bei 7-10 %, das wäre wirklich wenig.
Und zwar ist es deswegen so wenig, weil der Verlag an alle Großhändler (z.B. Amazon) 50 % des Verkaufspreises abgeben muss.
Mehr kann man für ein Buch nicht bekommen, Druckkosten etc werden ja bezahlt. Amazon kannnur soviel abgeben, weil es selbst der Großhändler / Vertriebsweg ist und deswegen diese 50 % Rabatt nicht nimmt, die im klassischen Verlagsgeschäft normalerweise anfallen würde.
Miriam Neidhardt meint
30 %. Der übliche Buchhändlerrabatt liegt bei 30 %. Wobei Amazon wohl 50 % durchsetzen möchte. Die sie ja bei mir kriegen. Die Verlage hingegen greifen mit über 50 % zu, weshalb der Anteil für den Autoren so niedrig ist.
Großhändler/Vertriebsweg ist Amazon bei allen Büchern – ob selfpublished oder klassischer Verlag; insofern kann ich deiner Argumentation nicht ganz folgen. Der Autor bekommt beim Selbstverlegen schlicht deshalb mehr Prozente, weil er schließlich auch alle Kosten selbst trägt: Lektorat, Korrektorat, Covergestaltung, Werbung … Mit Amazon hat das nichts zu tun.
Gruß
Miriam
faby meint
Gratulation! Ich wünsche dir viel Erfahrung und Erfolg damit. Halte uns auf dem Laufenden.
Kai meint
Hallo Miriam,
der letzte Kommentar ist zwar schon eine Weile her, aber aus aktuellem Anlass würde ich gern mal wissen, in welcher Qualität CreateSpace druckt. Bei Lulu.com ist die Qualität nämlich grauenhaft. Paperback in Klebebindung auf schlechtem Papier in einer Times-Schrift, und es sieht aus wie aus dem Tintenstrahldrucker. Meine Tochter schreibt Romane und will jetzt weg von Lulu. Wir sind dabei, alle möglichen Optionen durchzugehen.
LG Kai
Miriam Neidhardt meint
Moin Kai,
ich habe mal Fotos von der Bindung und der Schrift in den Artikel eingefügt. Für mich sieht das Buch aus wie ein richtiges Buch – bisher gab es auch keine Beschwerden bezüglich der Qualität! Ich kann’s empfehlen.
Und schreibe demnächst endlich auch Teil zwei der Geschichte: Wie das Buch zum E-Book wurde.
Gruß Miriam
Kai meint
Danke, Miriam,
ja, das ist auch Klebebindung, aber Papier- und Druckqualität sind schon auf dem Foto deutlich besser als bei Lulu, da wird die Bindung sicherlich auch ganz gut sein.
Gruß Kai
Moritz meint
Denke für diesen wunderbaren und ehrlich geschriebenen Einblick. Jetzt frage ich mich noch: Wieviel Bücher hast Du denn schon verkauft?
Miriam Neidhardt meint
Moin Moritz,
bis zum heutigen 22.11.2012 um 20.49 Uhr sind exakt 292 Bücher über den Ladentisch gegangen, davon 57 E-Books und 235 Taschenbücher. Dreieinhalb Monate hat’s gedauert, bis ich am 13.11. die Kosten durch Buchverkäufe decken konnte. Verdient habe ich somit bisher rund 85 Euro 🙂
Gruß und danke für dein Interesse!
Miriam