Ich erzähle Ihnen heute eine Geschichte, die, ich schwöre es, am Ende etwas mit Übersetzen zu tun hat.
Wir haben vor Jahren ein sanierungsbedürftiges Haus gekauft, bei dem irgendwann vieles liegengeblieben ist. Vor allem das Badezimmer ist mir ein Dorn im Auge – pottekannehässlich im Stil der 80er-Jahre, und hier und da sind Fliesen gebrochen. Zu gern würd ich es neu machen lassen, aber die Aussicht, tagelang Handwerker im Haus und vor allem so lange kein benutzbares Badezimmer zu haben, hält mich immer wieder davon ab.
Und dann haben mich die Kinder an TikTok herangeführt. Wo ich dauernd Videos von Leuten gezeigt kriege, die ihr Badezimmer einfach selbst sanieren bzw. mieterfreundlich verschönern, zum Beispiel mit neuem Bodenbelag auf den Fliesen. Und das sah ganz einfach aus! Rigid Vinyl zum Klicken kaufen, zurechtschneiden, auf die Fliesen legen, Silikon drum herum, fertig!
Das kann ich ja wohl auch! Gesagt, getan und frisch ans Werk.
Es fing damit an, dass sich das Rigid Vinyl mitnichten, wie in den Videos gezeigt, einfach mit dem Cuttermesser anritzen und brechen ließ. Egal, hab ich halt einen Laminatschneider gekauft, damit klappte das. Das Klicken war gerade bei den ersten Reihen ziemlich frickelig, und ich habe echt viel geflucht und geschwitzt, aber irgendwann funktionierte das.
Dann stellte ich fest, dass der verflixte Boden nicht eben war. Da ich echt keine Lust auf Nivellieren hatte, muss das halt so bleiben – mal gucken, wie lange das Rigid Vinyl heile bleibt. Hoffentlich macht es seinen Namen alle Ehre.
Durch den unebenen Boden ging die Tür nicht mehr zu. Natürlich habe ich vorher geprüft, ob das Vinyl darunter passt, aber da der Boden mit dem neuen Belag jetzt einigermaßen gerade und somit stellenweise höher ist, passte es eben doch nicht mehr. Also musste die Tür gekürzt werden, wofür ich Hilfe brauchte.
Natürlich habe ich mich auch ein paarmal vermessen, verschnitten, war zu rabiat und habe Vinylplatten zerstört – wie das halt so ist, wenn man etwas macht, wovon man keine Ahnung und womit man keine Erfahrung hat. Die letzte Ecke hinter der Tür darf man sich nicht zu genau angucken, ansonsten passt das schon.
Zu guter Letzt passte das Übergangsprofil nicht mehr, es war zu hoch und wieder ging die Tür nicht zu, also musste ein neues her. Glücklicherweise konnte ich eines finden, das ausreichend flach ist.
Dann kam das Silikon. Auch das sah in den Videos total einfach aus! Meine Güte, ist das ein ekliges Zeug. Und meine Güte, sind die Fugen hässlich geworden, vor allem die ersten, später wurde es besser. Hoffentlich tun sie vor allem ihren Dienst und halten Wasser ab.
Insgesamt habe ich für das fertige Gesamtwerk mehrere Wochen gebraucht – mit vielen Pausen wegen kompletter Genervtheit. Das Ergebnis fällt unter „immerhin besser als vorher“. Ein Fachmann würde die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Das Ganze ist schlicht und ergreifend Pfusch. Das ist mir aber relativ egal, immerhin ist es selbst gemacht, und außerdem nutze ich das Bad ja nur privat. Es ist ja meines. Da kommt allenfalls mal ein Besucher rein, und manchmal muss ich halt damit leben, dass er sich über das Werk lustig macht.
Das geht aber auch nur klar, eben weil ich das Bad rein privat nutze. Würde ich das Haus vermieten oder gar einen solchen Boden für andere verlegen, ginge das gar nicht. Sobald ich mit meiner Arbeit Geld verdiene, ist Pfusch schlicht nicht drin. Bei Vermietung über Airbnb oder so würde es vermutlich schlechte Bewertungen hageln, und ich müsste mit dem Preis runtergehen.
Aller Wahrscheinlichkeit nach würden einem Fachmann – oder einer Fachfrau – bei meinem Werk noch ganz andere Probleme auffallen, die ich als Laie gar nicht erkennen kann. Womöglich könnte doch Wasser unter den neuen Boden gelangen, und wer weiß, welchen Schaden es dort verursacht. Irgendwann werde ich das Bad doch fachmännisch sanieren lassen müssen, dann gleich mit neuen Fliesen, neuer Wanne und so weiter. Denn nur dann kann ich sicher sein, ein wirklich perfektes Ergebnis zu erhalten.
Und, verstehen Sie die Anspielung auf eine Romanübersetzung mit DeepL?
- Man stellt sich das total einfach vor, merkt im Laufe der Arbeit jedoch, wie viel schwieriger das Projekt ist. Das wird auch jedem Laien so gehen, der denkt, eine DeepL-Übersetzung zu überarbeiten, wäre ein Klacks. Und da die Arbeit länger dauert als geplant, wird zwangsläufig gepfuscht, um überhaupt noch auf einen angemessenen Stundensatz zu kommen bzw. nicht übermäßig viel Zeit zu investieren.
- Teilweise braucht man doch Hilfe, was die Kosten in die Höhe treibt.
- Das Ergebnis ist bei Weitem nicht so gut wie vom Fachmann. Oder von der Fachfrau.
- Das geht für den Privatgebrauch, aber sobald man mit dem Werk Geld verdienen möchte, geht dieser Pfusch gar nicht. Leute bezahlen echt ungern Geld für Pfusch, wenn sie fachmännische Arbeit erwartet haben.
- Möchte man doch Geld damit verdienen, riskiert man schlechte Bewertungen/Rezensionen, weil der Kunde für sein Geld nun mal fachmännisch korrekte Arbeit erwartet, diese aber nicht bekommen hat.
- Die Arbeit einer Fachperson mag teurer sein als selbst gemacht, spart einem selbst aber auch jede Menge Zeit und Nerven – und das Ergebnis ist sein Geld wert.
Sicherlich hätte mein Badezimmerboden auch ein Zwölfklässer irgendwie hingekriegt. Aber für das Ergebnis hätte ich keinen Cent bezahlt!
Schreibe einen Kommentar