In letzter Zeit habe ich mehrere Romane Korrektur gelesen, und dabei stolpere ich immer, ja wirklich immer, über die gleichen Fehler:
Konjunktiv 1 oder 2
Den Unterschied zwischen Konjunktiv 1 und 2 habe ich schon im ersten Teil der beliebten Fehler erwähnt. Kurze Wiederholung: Der Konjunktiv 1 findet praktisch nur bei indirekter Rede Anwendung (Er sagte, er habe ein Eis gegessen) und der Konjunktiv 2 in Vergleichsätzen (Er sah aus, als hätte er einen Geist gesehen). Romanautoren scheinen oftmals eine Vorliebe für den einen oder den anderen Konjunktiv zu haben. Manche schreiben indirekte Rede konsequent mit Konjunktiv 2, wie es in der gesprochenen Sprache Usus ist, und manche, gerade solche, die einen gehobeneren Stil pflegen, verwenden durchgehend Konjunktiv 1, auch wenn es sich ganz klar um einen Irrealis handelt, weil der Konjunktiv 1 tatsächlich gehobener anmutet. Das scheint aber nur so; die Wahl zwischen Konjunktiv 1 und 2 ist meist keine Geschmacksache. Die ausführlichen Regeln gibt es im Duden.
Dasselbe/das Gleiche
Dasselbe ist nicht dasselbe wie das Gleiche! Man kann zur selben Uhrzeit am selben Tag am selben Ort sein; dann wird man sich auch begegnen. Ist man am gleichen (Wochen-)Tag zur gleichen Uhrzeit am selben Ort, verpasst man sich. Man kann dasselbe Kleid haben, es aber dann nicht gleichzeitig tragen. Hat man hingegen das gleiche Kleid, kann man im Partnerlook gehen. Auch das ist keine Geschmacksache! Mehr über den Unterschied zwischen dasselbe und das Gleiche im Zwiebelfisch-ABC.
Imperfekt/Perfekt/Plusquamperfekt
Imperfekt/Plusquamperfekt: Ich ging zur Schule. Diese Zeitform kommt in der gesprochenen Sprache eher nicht vor, im Schriftlichen jedoch ist sie ein Muss.
Perfekt: Ich bin zur Schule gegangen. So redet man, auch in der direkten Rede in Romanen. Ein Zwölfjähriger, der sagt Ich ging zur Schule klingt nicht authentisch, Ich bin zur Schule gegangen klingt echter. Außerhalb der direkten Rede jedoch wird der Imperfekt verwendet: Er sagte: „Ich bin zur Schule gegangen.“
Plusquamperfekt findet immer dann Anwendung, wenn in der Vergangenheit von der Vergangenheit die Rede ist: Er hatte sich bereits angezogen, als er zur Schule ging. Manchmal erzählt in einem Roman, der vollständig im Imperfekt geschrieben ist, jemand in der indirekten Rede eine Geschichte, die in der Vergangenheit passiert ist. Ein länger Abschnitt im Plusquamperfekt ist recht schwerfällig zu lesen, insofern ist es in diesem Fall okay, nur den ersten Satz ins Plusquamperfekt zu setzen und dann mit Imperfekt weiterzumachen. Die Erzählung muss jedoch im Plusquamperfekt beginnen, sonst ist dem Leser schlicht nicht klar, dass es sich um die Vorvergangenheit handelt. Er ging gerne in die Schule. Früher hatte er oft Angst gehabt, in die Schule zu gehen, weil er mal eine Sechs geschrieben hatte. Seine Mutter tobte daraufhin und schimpfte, weil er nicht genug gelernt hatte. Sie machte ihm Vorwürfe und sperrte ihn in sein Zimmer. Dort fing er an zu malen und telefonierte viel. Er spielte auch viel im Internet …
Komma vor „als“
Er ist größer als seine Schwester ist ein einfacher Vergleich – da kommt kein Komma vor das „als“! Bei Er ist größer, als seine Schwester behauptet hingegen folgt mit dem „als“ ein Nebensatz, und der wird mit einem Komma abgetrennt. Faustregel: Steht zwischen „als“ und Satzende ein Verb, kommt ein Komma vor dem „als“, und wenn nicht, dann nicht. Also, es sei denn, es handelt sich um ein Partizip, dann kommt kein Komma: Er ist größer, als ich dachte vs. Er ist größer als gedacht.
So weit/soweit, so sehr/sosehr, so viel/soviel, so lange/solange
Soweit, sosehr und soviel sind Konjunktionen und werden in einem Wort geschrieben:
Soweit ich weiß, ist er zu Hause.
Soviel ich weiß, ist er zu Hause.
Sosehr ich ihn auch in der Schule wissen möchte; er ist zu Hause.
Solange du die Füße unter meinen Tisch setzt, tust du, was ich sage.
Wenn es keine Konjunktionen sind, werden zwei Wörter daraus:
So weit ich auch laufe, ich komme nie an.
So viel ich auch weiß, es ist nie genug.
Ich möchte so sehr, dass er in die Schule geht.
Ich kenne ihn schon so lange, dass es mir fast unheimlich ist.
Du/du
Die direkte Anrede „Du“ darf man wirklich nur in Briefen – na ja, und in E-Mails und Textnachrichten – großschreiben. „Du“ darf nur großgeschrieben werden, wenn eine konkrete Person gemeint ist. Und auch dann ist die Großschreibung inzwischen optional.
In der Werbung und auch in Ratgebern, wenn der Leser zwar direkt angesprochen wird, aber eben keine konkrete Person, MUSS „du“ kleingeschrieben werden. Es ist nicht höflicher, „du“ großzuschreiben; es ist außerhalb von Briefen schlicht und ergreifend falsch. Und das hat auch nichts damit zu tun, dass „Sie“ als Anrede großgeschrieben wird, auch wenn keine konkrete Person angesprochen wird. Das wird es in der Tat. Aber „du“ halt nicht. Mehr zu du/Du im Duden.
Weiterlesen: Beliebte Fehler Teil 1 Beliebte Fehler Teil 2
Und es ist mir klar, dass Autoren nicht alles wissen und schon gar nicht auf alles achten können. Aber dafür sind Korrekturleser ja da! Meine Website für das Korrektorat von Romanen für Selfpublisher finden Sie unter www.korrektorat-oldenburg.de
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