Nach wie vor lese ich gern und viele Texte Korrektur und stolpere dabei immer wieder über die gleichen Fehler:
Imperativ
Imperative haben nie, wirklich nie einen Apostroph! Es heißt „Sieh!“ „Lass das!“ „Wähl blau!“ Die Imperativform vieler Verben kann zwar ein E haben (Wähle! Suche!), muss sie aber nicht; insofern fällt auch kein Buchstabe weg und ein Apostroph ist absolut verkehrt.
Richtig, richtig verkehrt ist übrigens „Gebe!“. Der Imperativ von „geben“ ist „Gib!“ Vielleicht empfinden die Nutzer des falschen Imperativs die Befehlsform als unhöflich und nutzen deshalb lieber den Indikativ der ersten Person Singular. Nett gemeint, aber dennoch falsch.
Destillation
„Das Grunzen war die Destillation eines beiderseits bekannten Streitgesprächs.“ So oder so ähnlich lautete ein Satz in einem aus dem Englischen übersetzten Roman, den ich für meine Diplomarbeit analysiert habe. Im Englischen hat „destillation“ auch die Bedeutung von „Kurzfassung, Zusammenfassung“, im Deutschen jedoch nicht! Und da man ein Streitgespräch nicht verdampfen und anschließend wieder verflüssigen kann, ist „Destillation“ in diesem Zusammenhang ein fieser Anglizismus und schlicht falsch.
19 Jahre ist es nun her, dass ich meine Diplomarbeit geschrieben habe. 18 Jahre und 11 Monate lang ist mir dieser Fehler nie ein zweites Mal begegnet – und im letzten Monat gleich drei Mal, in Texten von zwei verschiedenen Kunden. Hoffentlich greift der Unsinn nicht um sich!
At its best
Genau so wird das geschrieben. Its, nicht it’s. Das ist der Genitiv von „it“. Ja, im Englischen wird ein Genitiv-S üblicherweise mit einem Apostroph vom Wort getrennt, aber nicht in diesem Fall. „It’s“ ist die Kurzform von „it is“, und die passt so gar nicht in diesen Ausdruck.
Doppelter Superlativ
„XY ist der bestangezogenste Mann“, hört man immer wieder. Ein Superlativ pro Wort reicht: „XY ist der bestangezogene Mann“ oder „Der am besten angezogene Mann“. Die meistgesuchte Person. Die größtmögliche Chance.
Doppelter Komparativ
So falsch wie der doppelte Superlativ ist auch der doppelte Komparativ: „Er wurde zunehmend mutiger“. Richtig wäre entweder „Er wurde zunehmend mutig“ oder „Er wurde mutiger“. Aber nicht beides auf einmal.
Zum Aus-der-Haut-Fahren
Das habe ich unlängst neu gelernt: Dass bei „Zum Fahren“ das substantivierte Verb großgeschrieben wird, war mir klar. Dass der Begriff „Aus-der-Haut-Fahren“ mit Bindestrichen geschrieben wird ebenfalls. Ich war jedoch unschlüssig, ob tatsächlich sowohl das „Aus“ als Beginn des substantivierten Begriffs als auch das „Fahren“ großgeschrieben werden müssen. Ist aber tatsächlich so. Analog somit auch „zum An-die-Wand-Hängen“.
To be continued …
Weiterlesen: Beliebte Fehler Teil 1 Beliebte Fehler Teil 3
ursel galle meint
Nanu? Warum nicht „Schreib“?
Ich bin genervt, weil ich mir seit Jahren sagen lassen muss, was ich gern zu machen habe. Das Adverb ist mit Modalverben zu verbinden, aber nicht mit dem Imperativ. „Kommen Sie gern wieder.“ Heute suche ich wieder ewig im PC und wie ich meine, fündig zu sein, lese ich doch bei „studysmarter“: Dann schau dir gern die Erklärungen an. Paradox!!!
Und wenn jemand meint, er bräuchte eine neue Hose, dann sage ich „Käuf Dir doch eine.“
Dass man im Journal über Schlösser lesen muss, früher wurde die Burg geschliffen, ist der Gipfel – heiter schon zu hören über Rekruten, die angespitzt wurden, nämlich geschliffen.
Heutzutage hat man stets das „Nachschlaggerät“ dabei, aber statt klüger werden die Menschen dümmer.
Zu Ihren Beispielen gehören „in keinster Weise“
statt zurechnungsunfähig die Unzurechnungsfähigkeit, der laute Knall und
„als ich als Kind groß geworden bin“ – das sagte man vor 80 Jahren und heute wieder
Interessant, in Ihrem Metier mal herumzugucken…
Einen Gruß aus Erfurt